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Sobota, czerwiec 18. 2011Library TourismThebubble.org.uk ist der Name eines studentischen Internetmagazins in Durham. Das Wort "Bubble" (Blase) verweist nicht etwa auf eine Vorliebe junger Akademiker für dehnbare Kaugummis, vielmehr ist damit ein Gefühl der Enge gemeint, das viele erfasst, die die Kleinstadt lange Zeit nicht mehr verlassen haben. Besonders im letzten Trimester des Jahres ist das Sprachbild der Blase stimmig. Die Studenten lernen einzig für Abschlussexamen oder werkeln an einer Abschlussarbeit. Die eigene kleine Lebenswelt schrumpft nochmals, umfasst in den eifrigen Tagen nur noch Bibliothektisch, WG-Zimmer und den Weg dazwischen. In den absurd-fiebrigen Momenten, die einem eine solche Lebensweise beschert, sinniert man in Gedanken dem alten Trimester hinterher: "Ja, damals, da gab es noch Seminare und Vorlesungen, welch schöne räumliche Abwechslung sie mir zu dieser Bibliothek hier beschied... GLUCK GLUCK GLUCK!" Es ist der Tischnachbar, der zu meist einen solchen nebulösen Tagtraum beendet indem er lauthals aus seiner Flasche trinkt oder ein längeres Flüstergespräch mit seinem stets zufällig passierenden Kumpel beginnt. Manch eine geistige Flucht aus der Bibliothek verbleibt zum Glück ungestört. Dazu gehörte auch jene, als sich in meinen Gedanken ein seltsames Mittel gegen die von der Studienordnung verhängte Stubenhockerei zusammenbraute. Am Ende meiner Erkenntnissuche stand eine putzige Selbstanklage: "Wieso arbeite ich anständig in der Uni-Bibliothek, wenn doch fremde Städte in der Nähe mit schönen öffentlichen Büchereien Abwechslung versprechen?" So befremdlich die Sache erst klang, ich wollte ihr eine Chance geben, suchte nach "Library + England" in Google Maps und fand einige Orte in der Region, die tatsächlich eine Anfahrt wert schienen und deren Bibliotheken über zwei wichtige Dinge verfügten - Arbeitstische und gute Öffnungszeiten. Zwei Kurztrips später ist nun Zeit für eine kritische Würdigung dieser Reise-Exotik. Und hier ist sie, gehalten im sterilen Stil, der es vollbringt fast alles vernünftiger darzustellen als es ist und wegen seiner schweren Lesbarkeit ein alter Freund der Sekundärliteratur-Industrie ist: "Dem Bibliotheks-Tourist gelingt per Tagesausflug ein echter Ausbruch aus seinem Trott. An fremder Stätte lässt sich durchaus einige Stunden produktiv sein. Vor der Rückfahrt lädt ein kleiner Spaziergang ein, um in erfrischender Kürze die vielen Ecken eines Landes zu erkunden, die zwar über eine schöne Bücherei verfügen, aber kein Reiseführer der Welt nachdrücklich empfehlen würde." Eine alternative Arbeitsstätte – die Middlesbrough Central Library Auch am Küstenort Redcar findet sich Abwechslung und es... lässt sich geruhsamer arbeitern, als... im frühen dritten Term in der Hauptbibliothek von Durham Środa, marzec 16. 2011Jobs schreibendes PublikumDas iPad erfährt gerade einmal ein simples Update und trotzdem gibt es ein riesengroßes Medienecho, fast wie bei einem Erfolg gegen eine unheilbare Krankheit. Apple hat nun das Video zu seiner iPad 2-Präsentation ins Netz gestellt. Spannender als das Produkt sind die Zuschauer. Die geladene Presse klatscht und lacht sich durch die 75-minütige Super-Steve-Show. Vermag ein Mensch danach noch neutral zu berichten? Ein Kommentar auf durblo.de Wer die Presse vor gut einem Jahr beschuldigte einen Hype um das frisch vorgestellte iPad zu betreiben, den sollte die Zukunft eines besseren belehren. Der Branchenriese hat in den ersten neun Verkaufsmonaten 15 Millionen Geräte abgesetzt. Ein gigantischer Erfolg, der dem damaligen, medialen Interesse nachträglich Recht gibt. Die Presse darf sich auf die Fahnen schreiben, das Potential des Geräts frühzeitig erkannt zu haben. Dass sie durch die intensive Berichterstattung den iPad Absatz steigerte und Apple half Milliarden Euro an Werbekosten einzusparen sei einmal dahingestellt Das kürzlich von Apple vorgestellte iPad 2 erhielt erneut große Aufmerksamkeit seitens der Medien. Dabei ist das Gerät keine Innovation, zu sehr ähnelt es dem alten Modell. Die zweite Generation wird mit dem Slogan "dünner, leichter, schneller" vermarket. Wer aber hätte nach einem Jahr Entwicklungszeit etwas anderes erwartet? Sollte das Gerät etwa langsamer rechnen und klobiger in der Hand liegen? Ebenso unspektakulär ist die frisch integrierte Videotelefonie – die Technik ist mehrere Jahre alt. Noch nüchterner wirkt das aktuelle Modell, wenn man erfährt, dass manche Kinderkrankheit der ersten Generation blieb. Das iPad kann das millionenfach verbreitete Videoformat Flash immer noch nicht abspielen. Das Betriebssystem Mac iOS bleibt weiterhin eingeschränkt Multitasking-fähig, u.a. kann es keine zwei Fenster nebeneinander anzeigen. Zudem vermissen viele eine USB-Schnittstelle. Auch wenn das Modell sich kaum vom Vorgänger abhebt, für den Konzern mag es ein kluger Schritt gewesen sein, es jetzt auf den Markt zu bringen. Für seinen Schützling ist das Update nach einem zwölf-monatigen Wettkampf am neuen Tablet–Markt eine notwendige Frischzellenkur. "Dünner, leichter, schneller" enteilt er abermals den aufholenden Konkurrenzprodukten von HP, Samsung, Dell, Motorola und LG. Dieses frisierte iPad hätte eigentlich nur eine kleine Spalte im Wirtschaftsteil verdient gehabt. Das übertriebene Interesse der Medien ist zweifelsfrei ein Gewinn für Apple, an dem der Konzern nicht ganz unbeteiligt ist. Anstatt eine poplige Pressemitteilung zu versenden, setzt die kalifornische Firma auf ein aufwendiges 'special event'. In einem schmucken Konferenzsaal werden den geladenen Journalisten die neuesten Kreationen präsentiert. Fragen darf die Presse nicht stellen – mit Folgen für die Berichterstattung. Wer die Nachrichtenseiten im Internet nach iPad 2 Artikeln durchforstet, findet meist iPad-freundliche Berichte, die mehr oder weniger das Event zusammenfassen. Kritiker kann ein Journalist nicht zitieren, denn skeptische Fragen können nicht gestellt werden. Solche kann der Journalist schließlich auch nicht anrufen, denn diese können von dem gerade exklusiv vorgestellten Gerät ja noch gar nichts wissen. Einen ausgewogenen Artikel kann ein Journalist letztlich auch unmöglich schreiben, da er unmittelbar nach der Veranstaltung unter Zeitdruck steht. So schnell wie möglich gilt es vor der Konkurrenz die ersten Informationen zum neuen iPad zu veröffentlichen. Ausgewogenen Artikel erscheinen auf den Nachrichtenportalen im Internet erst viele Stunden bis Tage später. Diese Analysen bedeuten für Apple nichts Schlechtes, denn ein differenziertes Urteil wird dem iPad nicht nur Mängel, sondern auch eine fortbestehende Überlegenheit gegenüber seinen Konkurrenten bescheinigen. Apples Prestigeveranstaltung ist aber nicht nur interessant, weil sie es vermag zu meist zwei Artikel – eine Meldung und später eine Analyse – den Medien zu entlocken. Auf der Homepage des Konzerns kann man seit kurzem die 75-minütige Show erstmals sehen. Das Video erlaubt einen tiefen Einblick in das Herzstück des iPad-Marketings. Die Atmosphäre im Konferenzsaal des 'Yerba Buena Center for the Arts' in San Francisco wirkt von Beginn an vertraulich und heiter. Am Ende des Videos angelangt, erscheint es so als habe jede Zeitung, die Apples Einladung annahm, ihren Journalisten mitten in eine Subjektivitätsfalle geschickt. Diese schnappt zum ersten Mal zu als Steve Jobs auftaucht – mit ihm rechnete hier niemand. Die IT-Legende hatte sich im Januar krankheitsbedingt aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Ein Boulevardblatt berichtete kürzlich sogar, er habe nur noch wenige Wochen zu leben. Als Jobs dann doch mit einem freundlichen "Good morning" die Bühne betritt, stehen urplötzlich alle Journalisten von ihren Sitzen auf: Standing Ovations! Der bodenständig wirkende Multi-Milliardär liefert anschließend eine perfekte Show ab. Innerhalb einer starken Stunde lacht und klatscht das Publikum über 40mal. Ab und an lösen Arbeitskollegen Jobs für ein paar Minuten ab, um neueste Software detailliert vorzustellen. Der Manager verschwindet ebenso von der Bühne, wenn er wiedermal einen mehrminütigen Film einlegt. Die Werbeclips aus dem Hause Apple sind ein besonderer Wohlfühlfaktor. Apple-Entwickler schwärmen darin vor himmlisch weißem Hintergrund von den Fähigkeiten ihres neuen Lieblings, der in prachtvollen Aufnahmen immer wieder eingeblendet wird. Die Filme sind untermalt mit einer freundlich-vergnügten Hintergrundmelodie. Diese audio-visuellen Kompositionen funktionieren so gut, dass man sich in Zukunft am liebsten seine schlechte Laune mit iPad Werbung kurieren möchte. Fast am Ende des Events angelangt, startet Jobs abermals einen dieser herrlichen Filmchen. Es ruft pointiert all die vorgestellten Neuheiten– iPad, Software und Zubehör –den Pressevertretern wiederholend ins Gedächtnis. Nach dem Clip ist Zeit für intime Momente. Jobs ruft die Apple Mitarbeiter im Saal auf sich zu erheben. Ein Dutzend Personen in den vorderen Sitzreihen folgen der Aufforderung. Der Manager muss den Saal um einen dankenden Applaus für die hart am iPad arbeitenden Kollegen nicht lange bitten. Wenig später kann das Publikum seiner eigentlichen Tätigkeit wieder nachgehen. Die Medienmaschinerie läuft auf Hochtouren, die ersten unkritischen Meldungen erscheinen. Eine Google-Suche nach "iPad 2 dünner, leichter, schneller" ergibt alsbald Tausende Treffer. Wer sich über den Slogan aufregen sollte, dem sei eines herzlich geraten: bloß nicht zu den entspannenden Apple–Filmchen greifen – Nebenwirkung garantiert! Journalisten nach der iPad I Präsentation am 27.01.2010 vor dem Yerba Buena Center – FOTO: Matt Buchanan Die folgenden Bilder stammen von Nachrichtenseiten, 15 Stunden nach dem Event – das iPad 2 ist überall The Independent und The Times Guardian und The Economist Spiegel und Frankfurter Allgemeine Financial Times Großbritannien und Deutschland
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